Zwischen Demut und Gottesebenbildlichkeit – Ein geistlicher Impuls

Wir müssen vor anderen nicht „buckeln“ und uns unterwerfen – schließlich sind wir als Menschen Ebenbilder Gottes. Trotzdem steht uns Überheblichkeit nicht gut zu Gesicht. Demut ist die Tugend, die uns vor Selbstüberschätzung und Minderwertigkeitsgefühlen schützt. Ein Impuls von Schwester Bernadette Brommer.

Wir befassen uns im Monat Oktober mit der dritten Anrufung des Ave-Cor-Gebetes von Johannes Eudes, dem demütigsten Herzen Jesu,

Demut bedeutet übersetzt „dienstwillig sein“. Im christlichen Kontext ist es die Haltung des Geschöpfes seinem Schöpfer gegenüber.

Der demütige Mensch erkennt sein Geschaffen-sein an, er spielt sich nicht auf, als sei er Gott. Gottes Verhältnis zum Menschen ist nicht eine Herr-Knecht-Magd-Beziehung, sondern eine freundschaftliche.

Wir kennen das aus dem beruflichen, wie aus dem privaten Leben: wie sich manche zum Schein buckeln, sich erniedrigen und anscheinend unterwerfen. Im Innern jedoch kochen sie vor Wut. Manche Menschen verlieren ihre Selbstachtung, fühlen sich ständig minderwertig. Das macht auf Dauer krank.

Der demütige Mensch lässt sich in seiner Würde nicht verletzen. Er bleibt zwar vor Demütigungen nicht verschont, doch er weiß, dass er sein Ansehen nicht vom Menschen hat und nicht darauf angewiesen ist. Alles, was er hat, bekommt er von Gott geschenkt. Er durchschaut das Spiel und begibt sich nicht auf die Knechtschaft-Stufe.

Sein Verteidiger ist Gott. Er hilft ihm, über den Demütigungen zu stehen. Das schönste Beispiel ist Maria. Das Magnificat ist ein einziges Liebeslied. Auf die Demut seiner Magd hat Gott geschaut und Großes an ihr getan. Von ihrem Mutterherzen lässt Jesus sein menschliches Herz bilden. Deshalb betont Johannes Eudes immer wieder, dass sie eines Herzens sind.

„Die wahre Herzensdemut besteht darin, demütig zu sein, wie Jesus Christus auf Erden es gewesen ist.
Und deswegen müssen wir uns mithilfe des Glaubens im Lichte und in der Wahrheit Gottes betrachten. Nun aber werden wir in diesem Lichte sehen, dasss wir als Menschen aus uns selbst nichts haben, nichts können, nichts sind; unfähig, aus uns selber und aus eigener Kraft irgendetwas Gutes zu tun.“

Jean Eudes Royaume de Jesus II.Teil O.C.1,214-225

Weil wir Gottes Ebenbild sind, haben wir es nicht nötig vor Menschen „zu buckeln“. Und niemand darf seine Mitmenschen wie Sklaven und Knechte behandeln.

Letztendlich ist, wer so etwas tut, Sklave seiner selbst, seines Egos. Gott hat Großes mit jedem Menschen vor, wir müssen ihn nur machen lassen.

Jeden Monat veröffentlicht Sr. Bernadette Brommer aus München einen geistlichen Impuls. Im Vordergrund steht dabei das Ave-Cor-Gebet des Ordensgründers Johannes Eudes. Mehr von Schwester Bernadette: hier.

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