Fairer Handel

Fairer HandelGerechtigkeit statt AlmosenFairer Handel


THAILAND
Weberinnen der Hoffnung
Wanapha ist neunzehn. Sie stammt aus einem Bergdorf in der nordöstlichen Region Thai­lands, dem Isan. Die Men-schen im Isan sind arm. Der karge Boden gibt nicht viel her, und die meisten Bauern sind froh, wenn sie eine Kuh oder ein paar Hühner und Ziegen be-sitzen. Als Wanapha sechzehn war, erschienen fremde Männer im Dorf und sprachen mit den Familien. Man suche Arbeitskräfte für die Hotels von Pattaya, sagten sie. Wanaphas Eltern zögerten, aber dann stimmten sie zu, dass ihre Tochter in die große Stadt im Süden gehen und Geld für die Familie verdienen solle.
Der Traum von einem besseren Leben in Pattaya erwies sich als Betrug, das „Hotel“ in dem Wanapha arbeiten sollte, war ein Bordell für Sextouristen. Sie floh und kam in Kontakt mit den Schwestern vom Guten Hirten. Der Orden unterhält seit 1981 in Nong Khai ein Berufs­bildungszentrum. „ISAN-Weaving“ ist ein Projekt, das junge Mädchen und Frauen im Weben und im Kunsthandwerk schult. Alle Auszubilden­den finanzieren ihren Lebens­unterhalt durch den Verkauf ihrer Produkte. Sie lernen traditionelle Methoden des Webens, benützen Naturfarben und stellen Kleidung, Taschen, und andere Artikel her. Jetzt hat Wanapha einen Ausbil-dungsplatz und kann einen Teil ihres Einkommens dazu verwenden, ihre Familie zu unterstützen.



KENIA
Der Korb des Moses
Das „Euphrasia-Zentrum“ in Nairobi wurde 1995 gegründet. Es war die Antwort der Schwestern vom Guten Hirten auf die Not junger Mädchen und Frauen in den Slums von Nairobi. So wie Nanda sind viele dieser Mädchen Waisenkinder, Opfer von Bürger- kriegen oder Flüchtlinge. Die wenigsten hatten Gelegenheit, eine Schule zu besuchen. Nanda wurde mit 15 Jahren von ihrer Familie mit einem Mann verheiratet, der sie bald nach der Geburt ihres Sohnes verließ. Sie stand allein da und wurde „wegen der Schande“ von ihrer Familie verstoßen. Nanda versuchte sich durchzuschlagen, geriet zeitweise in die Fänge von Mädchenhändlern und stieß dann per Zufall auf die Schwestern vom Guten Hirten. „Die haben mich und mein Kind gerettet“, sagt Nanda heute.
Im „Euphrasia-Zentrum“ erhielt Nanda eine Schulausbildung und lernte das traditionelle Handwerk des Korbflechtens. So wie sie werden jährlich rund 40 Mädchen und Frauen betreut und ausgebildet. Von dem Erlös ihrer Handarbeit kann Nanda heute für sich und ihren Sohn sorgen. Sie ist sehr geschickt und hat schon eine klare Zukunftsperspektive: Sie möchte selber Ausbilderin im Euphrasia-Zentrum werden und anderen Mädchen helfen. „Beim Flechten denken ich immer daran, dass es auch nur ein kleiner Korb war, der Moses vor dem Ertrinken gerettet hat,“ sagt sie lächelnd.
Die Schwestern vom Guten Hirten begannen in den neunziger Jahren mit dem Aufbau von Handelsringen, deren Zweck es ist, Produkte aus den Ent-wicklungsländern zu verkaufen. In vielen dieser Länder unterhalten die Schwestern Schulen, Ausbildungs­zentren und Werkstätten für junge Mädchen und Frauen. Da die Absatz-möglichkeiten für die dort hergestellten Produkte im eigenen Land meist begrenzt sind, kam man auf den Gedanken, die Produkte in den west-lichen Ländern zu verkaufen – ohne große Organisation und ohne Zwischenhandel. So kommt der Reinerlös direkt den Mädchen und Frauen zu gute. Dem Verein „Sharing Fair Europe“ mit Sitz in den Nieder-landen gehören alle europäischen Provinzen der Schwestern vom Guten Hirten in Europa an.

Sharing Fair hilft
• Menschen aus der Armut zu befreien
• Mädchen und Frauen Bildung, Arbeitsplätze
  und gerechten Lohn zu verschaffen
• Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen
• Familien zusammenzuhalten
• Selbsthilfe zu organisieren
• örtliche Entwicklungsprojekte zu finanzieren
• Spar- und Kreditmodelle einzuführen
Sharing Fair gibt Hoffnung!

Wie Sie helfen können
Für Tausende von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt wird durch „Sharing Fair“ ein neues Leben möglich. Sie können auf einfache, konkrete und wirksame Weise dazu beitragen!
• Sie kaufen die Arbeiten der Frauen und Mädchen und werben bei Freunden und Bekannten dafür.
• Sie kaufen Geschenke, z. B. für Mitarbeiter und Kunden.
• Sie geben uns die Möglichkeit, unsere Waren in ihrer Institution, auf Festen, Messen, Basaren usw. zu verkaufen.
• Sie verkaufen die Waren für uns oder stellen sie für uns aus,  z. B. in einer Vitrine.
• Sie machen unser Kindersortiment in Kindergärten, Schulen, Therapie-Einrichtungen usw. bekannt.
• Sie spenden für unsere Selbst- hilfeprojekte.
• Sie unterstützen uns als ehrenamtliche Mitarbeiter.




Diese peppige Umhängetasche wurde von Frauen auf den Philippinen aus Recycling-Material gefertigt.



PHILIPPINEN
Arme helfen Armen
Teresita leitet die Näherei der Kooperative Alay-Kapwa Kristiyaning in Manila. Zusammen mit anderen Frauen fertigt sie Taschen aus Plastikfolien, die andere auf den Müll geworfen haben. Die bunten Plastikreste werden aneinandergenäht und ergeben schließlich die poppige „Außenhaut“ der Taschen. Teresita erinnert sich: „Früher war ich sehr schüchtern. Wenn man in einem Armenviertel aufwächst, hat man wenig Selbstvertrauen. Dann bin ich der Kooperative beigetreten und fasste endlich Mut. Wir Frauen warten nicht mehr darauf, dass unsere Männer Geld nach Hause bringen und uns etwas davon abgeben. Wir arbeiten gemein­sam, legen unser Geld zusammen und sorgen für unsere Familen.“
Seit Gründung der Kooperative haben die Schwestern gemeinsam mit den Frauen nicht nur einen Beitrag zur Verbesserung des Lebensbedingungen von Hunderten von Familien geleistet, sondern den Menschen in den Slums von Manila Wege gezeigt, sich selbst zu helfen und dem Teufelskreis von Armut, Verzweiflung und Verbrechen zu entkommen. „Arme helfen Armen“ – das war der Schlüssel zum Erfolg. Inzwischen zählt die Kooperative über dreitausend Mitglieder, die Lebensmittel, Seife, Kerzen und viele andere Dinge aus Recycling-Material herstellen.



PARAGUAY
Muster des Lebens
Brigida und Digna arbeiten in einer Frauengruppe in Asuncion. Sie fertigen „Ñandutí“ – feine Kunsthandwerksarbeiten mit Spitze. Im 16. Jahrhundert wurde diese Technik von den Spaniern eingeführt und von den Guarani-Indios übernommen. Eine kunstvolle Arbeit, die heute meist schlecht bezahlt wird. Also riefen die Schwestern vom Guten Hirten das Programm „Teko Joja“ ins Leben, um armen Künstlerinnen einen fairen Preis beim Verkauf ihrer Produkte zu garantieren und die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft zu verhindern. Teko Joja bietet 280 Frauen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Begabungen zu nutzen und vom Erlös ihrer Arbeit sich selbst und ihre Familien zu ernähren. Sie fertigen Tischdecken, Bezüge und Kleidung. Es gibt 72 verschiedene Muster, die aus der Erfahrungswelt der Indios stammen und in leuchtenden Farben auf den Stoff appliziert werden.
Viele der Frauen sind alleinerziehende Mütter oder Alleinverdiener. Brigida ist zudem nach einem Unfall körperbehindert und hat auf dem normalen Arbeitsmarkt keine Chande. Für Digna, die bereits seit acht Jahren für „Teko Joja“ arbeitet, geht es um mehr als nur um den Lebens-unterhalt: „Dass wir die traditionellen Handarbeiten unserer Volkes in aller Welt verkaufen können, macht uns stolz. Jetzt können wir den jungen Leuten sagen: Seht ihr, es lohnt sich, fleißig zu sein.“
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